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Tribalworkshop

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Tribal - der "Stammes-Tanz" kommt nach Deutschland

Da immer wieder in verschiedenen Fachzeitschriften über "Tribal-Style-Dance" in spannender Weise berichtet wurde und der Textinhalt eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt hat, entschloss ich mich spontan, die Gruppe "Nesimah" (AMIRA und SAMAR) für den 17.11. und den 01.12.2001 in den Räumen der Familienbildungsstätte zu mir nach Filderstadt einzuladen.

Die Gruppe Nesimah hat sich vor fast 4 Jahren auf Tribaltanz spezialisiert und ist deutschlandweit eine der ersten Gruppen, die diesen Stil tanzt und auch unterrichtet. Wie mir Amira erzählte, ist Tribal-Style keine authentische Folklore, sondern eine Verschmelzung von verschiedenen Tanzelementen, z. B. auch aus Spanien, Indien und Afrika. Dieser Tanzstil wirkt durch die Musik und die Kleidung folkloristisch und hat durch die extrem aufrechte Haltung einen sehr würdevollen Charakter.

Am 17.11. lernten wir die Grundlagen des Tribal kennen. Unsere Gruppe, in diesem Fall der "Stamm" bestand aus 15 erwartungsvollen Frauen, die zum Teil eine größere Entfernung für diesen Workshop auf sich genommen haben.. Rund die Hälfte davon waren selbst Dozentinnen. Obwohl wir uns teilweise das erste mal begegneten, entstand sofort ein guter Kontakt miteinander. In entspannter Atmosphäre lernten wir uns während des Trainings kennen, schon allein deshalb, weil dieser reine Frauentanz die Zusammengehörigkeit unterstützt. Da wir so zahlreich waren, übten wir teilweise in zwei Gruppen. So konnte die andere Gruppe die fast hypnotischen Bewegungen auf sich wirken lassen.

Obwohl die einzelnen Elemente sehr einfach sind, stellten wir alle bald fest, dass dieser Tanzstil eine intensive Konzentration und Aufmerksamkeit erfordert. Die stolze Haltung verlangt eine gewisse tänzerische Routine und Erfahrung. Die statische Haltung mit wenig Laufpassagen und teilweise sehr ausgeprägten binnenkörperlichen Bewegungen wirken auf den Zuschauer leichter als sie sind.

Nach vorbereitenden Übungen im Kreis, bildeten wir einen im Halbmond tanzenden Chor. Jeweils eine Tänzerin trat aus dem Chor hervor und tanzte. Der Chor bewegte sich synchron mit der jeweiligen Tänzerin. Durch nonverbale Gesten, z.B. Blickkontakt, wurde ein Wechsel der Leitperson angekündigt. Durch vorher vereinbarte Bewegungen der Arme wurde signalisiert, welches Tanzelement folgt. Wer sich traute spielte gleichzeitig mit den Zimbeln im Takt, was allerdings für Zimbelanfänger nicht immer ganz leicht ist. In unserer wohlverdienten Pause bei Kaffee, Ägyptischen roten Tee und Rührkuchen, wie immer gebacken von meinem Ehemann, der schon für seinen "Workshop-Kuchen" bekannt ist, stellten uns die "Nesimahs" noch die passenden Kostüme und Schmuck vor.

Bauchfreie stoffaufwendige Kostüme, auffallend wallende Röcke, boleroartige Oberteile mit langen oder kurzen Ärmeln, werden mit münzenbestickten BHs getragen, die mit Bändern auf dem Rücken zusammengebunden sind, dazu Gürtel und Turban. Der Gürtel kann aus verschiedenen Materialien, wie Bommeln, Troddeln, Fransen, etc. ..(Fantasie freier Lauf) getragen werden. Dazu wird alter oder auf alt getrimmter Silberschmuck getragen.

Bei der Musik ist wichtig, dass sie möglichst einen gleichbleibenden Rhythmus und eine einfache Instrumentierung hat. Es muss nicht unbedingt rein orientalische Musik sein. Auch afrikanische Musik oder Musik der australischen Aborigines oder keltische Musik kann verwendet werden. In diesem Grundkurs wurden nur die grundlegenden Schritte des Tribal benutzt, wie:

  1. Vor-Rück-Schritt, Arme: dynamisch "Scheibenwischer"
  2. Pendel re/li, Arme: Hüfte rahmen (auch mit Vor/rück Schritt kombiniert)
  3. Hipschritt (einseitig Hüfte vor und gleichzeitig hoch)
  4. Hipschritt mit Schritt dazu, Arme: Kopflevel.

Am 01.12. trafen wir uns dann wieder zum Aufbau-Workshop. Unser "Stamm" hat sich etwas verkleinert. Manche Teilnehmerin stellte fest, dass sie sich doch nicht zu einer Stammestänzerin eignet, manche konnten sich einfach nicht mit Bommeln und Turbanen anfreunden.

Im Aufbau-Workshop wurden die Inhalte des Basis-Workshops vertieft. Es wurde an Spezialschritten und Kombinationen sowie an Duetten und Solos gearbeitet. Wir gingen außerdem noch auf die Kostüme und das Make up ein. Wir haben uns in dieser Kostümierung selbst kaum wiedererkannt. Auf jeden Fall hat uns auch der Aufbau-Workshop viel Spaß gemacht. Es tut einfach auch mal gut, ein wenig vom "Bauchtanz-Alltag" abzuschalten, für sich selbst und den Unterricht ein wenig inspirieren zu lassen und Kraft zu schöpfen aus der Dynamik und Gruppenverbundenheit.

Ob Tribal gefällt oder nicht, ist Geschmackssache ! Aber ein Bild davon kann man sich eben erst machen, wenn man weiß, was dahinter steckt.

Shalima